1. Männer: Blackout – Nach Halbzeit-Führung noch deutlich verloren – Grünheider SV unterliegt im Oberliga-Derby beim MTV 1860 Altlandsberg mit 18:28 (9:7)

Altlandsberg (RH) Derbys im Sport sind immer etwas Besonderes, das zweite in der Saison 2021/2022 der Handball-Oberliga Ostsee-Spree zwischen dem MTV 1860 Altlandsberg und dem Grünheider SV hat am Samstagabend, 27. November 2021, in der Erlengrund-Halle einen ganz speziellen Lauf genommen. Während die Gäste von der Löcknitz, Sechster in der Vorrunden-Staffel Süd, in der ersten Halbzeit noch mit 9:7 gegen den gastgebenden Tabellenzweiten führten, lief bei ihnen nach dem letztmaligen Ausgleich beim 13:13 in der 42. Minute so gut wie nichts mehr zusammen. Und das mündete am Ende in einen noch deutlichen 28:18-Sieg des MTV, der schon das Hinspiel in der Löcknitzhalle mit 29:26 am 11. September gewonnen hatte – das war allerdings nur knapp.

Wie konnte diesmal solch eine hohe Niederlage passieren? Grünheides Cheftrainer Frank Morawetz fasst es so zusammen: „Blackout, Faden verloren, Thema erledigt – kein Vorwurf an die Mannschaft, solche Sachen passieren einfach. Eine Erklärung dafür hat bei uns keiner.“ Es gebe Wichtigeres im Leben, die Jungs seien geknickt und die Niederlage werde ihnen noch einige Tage weh tun. Wichtig sei jetzt die Konzentration auf das für den 11. Dezember, 16.00 Uhr vorgesehene Auswärtsspiel bei der Sp.Vg. Blau-Weiß Berlin. „Wir sind immer noch in der Verlosung“, sagt Frank Morawetz hinsichtlich des Saisonziels Platz 4 und die damit verbundene Qualifikation für die Meisterrunde in der vierten Liga.

Das sieht auch GSV-Kapitän Toni Büttner so: „Es tut erstmal mega weh. Am meisten tut es mir leid für unsere mitgereisten Fans, die sich das Elend angeschaut haben.“ Andererseits musste es aus seiner Sicht irgendwann mal passieren.“ Warum? „Ich muss da auch mal eine Lanze fürs Team brechen. Was wir in den vergangenen drei, vier Wochen alles durchstehen mussten – wir mussten ohne alle Linkshänder auskommen, wir spielen mittlerweile mit einem Rechtshänder auf Rechtsaußen und im Rückraum mit Leuten, die erst seit zwei Wochen im Training sind –, das durchzustehen und in jedem Spiel 60 Minuten Vollgas zu geben, ist unheimlich schwierig. Das ist uns gegen OSF und Cottbus gelungen, gegen Altlandsberg leider nicht, da sind wir dann irgendwann eingebrochen. Das wir so auseinanderbrechen, kenne ich so nicht von uns. Ich glaube aber, dass ist auch nur ein Ausrutscher gewesen.“

Nach diesem sah bis zur 36. Minute für die Grünheider noch nicht aus, denn da führten sie noch mit 12:10, hatten dabei die Gastgeber gut in Griff, unterbanden ihr schnelles Konterspiel und waren oben auf. Doch all das ging plötzlich verloren, als die Altlandsberger wenig später ausglichen und erstmals seit dem 2:1 (4. Minute) wieder in Führung gingen (13:12/41.). „In der ersten Halbzeit haben wir die Aggressivität in der Deckung nicht hundertprozentig gehabt und zudem eine katastrophale Chancenverwertung im Angriff. Nur sieben Tore – das ist einfach erbärmlich gewesen“, analysiert MTV-Trainer Thomas Klatt. „Und als hätte plötzlich jemand den Gang und das Gaspedal gefunden, klappte dann auf einmal fast alles.“ Dazu komme, dass die Altlandsberger im Gegensatz zum GSV haben umstellen und andere Konstellationen ausprobieren können. „Am Ende haben den Grünheidern schlicht und ergreifend die Kräfte gefehlt.“

MTV Altlandsberg

Für MTV-Kapitän Dominic Witkowski war der eigene Sieg „am Ende ein Stück zu hoch. Die Grünheider waren in der ersten Halbzeit viel besser als wir, weil sie sehr gut in der Abwehr stehen und einen überragenden Keeper haben. Im zweiten Durchgang haben wir unser Spiel wiedergefunden mit Tempo und sicheren Abschlüssen und letztlich verdient gewonnen.“ Sein Vater und Vereins-Präsident André Witkowski, der früher selbst aktiver Spieler und Abteilungsleitung Handball beim MTV war, hat nie am Sieg seiner Mannschaft gezweifelt. „In der ersten Halbzeit gab es absolut den Derby-Charakter und eine verdiente Führung für Grünheide. Mir war aber klar, dass unsere Mannschaft noch kommen würde. Ich war zur Pause mit in der Kabine und habe den Jungs gesagt, dass man in der zweiten Halbzeit nicht mehr schlechter spielen könne.“ Als die Gastgeber dann beim 19:13 (46.) mit sechs Toren Vorsprung führten, war die Partie gelaufen.  

Der MTV-Chef verteilte auch ein Kompliment an die 100 Fans in Halle – mehr waren wegen der aktuellen Corona-Pandemie-Bestimmungen nicht zugelassen, sonst waren es dreimal so viel bei diesen Derbys in der Erlengrund-Halle gewesen. „Trotzdem herrschte eine prima Stimmung. Zum einen haben die Grünheider Fans das so mitgetragen und ihre Mannschaft bis zum Ende unterstützt.“ Zum anderen hätten die MTV-Fans, darunter die Fußballer, die derzeit wegen der Pandemie nicht mehr spielen dürfen, enthusiastisch die Gastgeber unterstützt. Kurz nach dem Anpfiff der Partie hatte es eine rund fünfminütige Unterbrechung gegeben, weil das Spielfeld von Papierschlagen, die von der Tribüne auf die Platte geworfen wurden, gesäubert werden musste. „Da müssen wir durch. Es gehört mit zur Fankultur dazu und zeigt, dass der MTV mehr als nur Handball ist.“ Da müsse man auch etwas tolerant sein, wenn es der Sache diene.  

Der MTV spielte mit: Kevin Deisting, Emmanuel Frimpong – Arian Thümmler 4, Florian Riegler 2, David Martin 1, Toni Steven Schäl 2, Dominic Witkowski 2, Ridha Trabelsi 8/1, Dennis Bellmann 1, Fabian Plaul 3, Felix Teller 1, Tim Ole Neumann 2, Hannes Habicht 1, Hüseyin Öksüz 1

Der GSV spielte mit: Denny Alpers, Hendryk Büttner – Justin Kranzusch 1, Oliver Heine, Tom Friedrich 1/1, Florian Folger 4, Adrian Theden 2, Friedrich Hanschel 2, Konstantin Büttner, Marcus Schwiderski 3, Oliver-Mathis Buck 2, Marc Schmitz 3

Schiedsrichter: Maik Beifuß, Marco Gerigk, Siebenmeter: MTV 3/1, GSV 2/1, 2-min-Strafen: MTV 1, GSV 2

Fotos: © Edgar Nemschok

Videos: © Roland Hanke